Der erste Song heißt „Winter“. Bitte wörtlich nehmen. Mit dem zarten Goth-Pop der Londoner geht die kalte Jahreszeit in die Verlängerung.

Die Tochter heißt in diesem Fall Elena Tonra. Sie hat es zuerst alleine nur mit ihrer Gitarre versucht, was in England offenbar auch wahrgenommen wurde, denn in einigen Branchenpostillen werden Daughter hartnäckig als Indie-Folk-Band angekündigt. Das kann aber nur von Leuten kommen, die sich nicht richtig mit Tonras Trio beschäftigt haben. Der Song, an dem man zuerst hängenbleibt, heißt „Human“. Darin heißt es: „Underneath the skin there’s a human, buried deep within there’s a human, despite everything I’m still human but I think I’m dying here.“ Tatsächlich schrammt Tonra in diesem Fall ungehalten über die Akustische, aber wenn sich die düsteren Andeutungen der Sängerin mit einem Sound vermischen, in dem sich Hall ausbreitet, denkt man mehr an eine Kühltruhe als an einen gemütlichen Folk-Abend mit Freunden. An diesem Sound sind nicht nur Tonra und ihre Bandkollegen Igor Haefeli und Remi Aguilella beteiligt, sondern auch XL-Hausproduzent Rodaidh McDonald, zu dessen Klienten u.a. The xx gehören. Von diesem Input haben Daughter profitiert. Es gibt die Band erst knapp drei Jahre, aber schon im ersten Anlauf arbeitet sie hingebungsvoll an der Ausgestaltung ihrer Idee, vom ersten bis zum letzten Ton. Ist man einmal in der Welt von dieser Band drin, will man nicht mehr raus.