PVT
Homosapien
Felte/Rough Trade 15.2.
Das australische Trio fächert sich weiter auf und entdeckt die Möglichkeiten der elektronischen Rockmusik.
Anfangs hießen PVT noch Pivot und nahmen für das Label Warp mit O SOUNDTRACK MY HEART (2008) eine imposante Instrumentalrockplatte auf, die den Bogen von Vangelis über Trans Am bis hin zu den Battles spannte – in einem fast schon brachial analogen, von potenten Synthesizern und einem ebenso mächtigen Schlagzeug dominierten Sound (produziert von der Postrock-Koryphäe John McEntire). Dann mussten sie ihren Namen ändern, denn eine Band namens Pivot gab es schon, in den USA. Die Australier sangen auf CHURCH WITH NO MAGIC (2010) nun auch, einigermaßen pathetisch sogar, aber deshalb waren das noch keine Songs im klassischen Sinn. Das ändert sich nun aber auf HOMOSAPIEN, ihrem insgesamt vierten Album – zumindest entsteht schnell ein solcher Eindruck. Das Trio bremst seinen Energiefluss, die Arrangements des bewährten PVT-Instrumentariums sind darauf ausgerichtet, einen weniger vordergründigen Sound zu erschaffen, ihnen geht es um Atmosphäre. Spannung. Sie lassen Platz und Pausen. Suchen und finden den Flow. Oft reicht dann auch schon ein kleiner Dreh an den Nuancen, um die Richtung deutlich zu ändern. Mit ein bisschen mehr Drumbox-Einsatz und Swing im Beat landen PVT mit „Cold Romance“ schnell bei der leicht psychedelischen, lustig bimmelnden Housemusik Caribous. Ein Elektropopstück wie „Love & Defeat“ arbeitet wiederum mit ähnlichen Mitteln wie Muse, wenn bei ihnen mal wieder der Sequencer die Richtung vorgibt. Nur lassen PVT dabei die großen, dramatischen Gesten bleiben. Wie viele „Songs“ am Ende bei HOMOSAPIEN herausspringen, sollen indes jene entscheiden, für die eine solche Töpfchen/Kröpfchen-Sortierung zwischen Songs und Tracks auch im Jahr 2013 immer noch eine wichtige Rolle spielt. Der Rest entdeckt mit PVT die vielen Möglichkeiten und freut sich.