Brockdorff Klang Labor
Die Fälschung der Welt
ZickZack / Indigo
Die Rückkehr der Körperpolitik auf den Dancefloor unter verkehrten Vorzeichen
Die Idee ist absurd, aber deswegen auch großartig: Brockdorff Klang Labor programmieren Tanzmusik, zu der man aber nicht so sehr tanzen, sondern lieber nachdenken soll. Vielleicht will das Trio aus Leipzig mit Die Fälschung der Welt, ihrem zweiten Album nach Mädchenmusik (2007), auch beweisen, dass beides zugleich möglich ist. Vorerst aber fordert diese intellektuelle Version von 2raumwohnung im Track mit dem programmatischen Titel „Escapism Is Over“ über einem pumpenden Beat: „Schalt das Licht an!“ Im Dunklen kann man schließlich schlecht die Zitate von Christa Wolf über Rolf Dieter Brinkmann bis Michel Houellebecq nachlesen, die die Band auf dem Cover dem Hörer für jedes einzelne Stück mitgibt. Darunter befindet sich auch eine Zeile der Eagles: „Some dance to remember, some dance to forget.“ Geht es nach Brockdorff Klang Labor, werden bald Menschen zu ihren Tracks tanzen, um etwas zu verändern. Dabei geht es nicht darum, den Geist in der Ekstase des Tanzes vom Körper zu befreien, dieses Konzept ist überholt: „Vor 20 Jahren war das noch radikal“, singt Nadja von Brockdorff, „wir schrien No No No und waren nächtelang wach.“ Die Gehirnwindungen sollen im Takt pulsieren. Es wäre eine neue Körperpolitik, die da auf den Dancefloor zurückkehrt.
Key Tracks: „Escapism Is Over“, „Illusionen zum Frühstück“