Sphärische Chillwave- und HipHop-Beats unter großen Pop-Hooks. Purity Ring verbinden auf ihrem Debüt­album, was spätestens von jetzt an zusammengehört.

Die Scouting-Abteilung von 4AD, einem der bekanntesten „Indie“ -Labels der vergangenen 30 Jahre, landet momentan nur Volltreffer. Sie veröffentlichen Rap (SpaceGhostPurrp), Post-Dubstep (Zomby) und Goth-Pop (Grimes). Was diese unterschiedlichen Musikrichtungen vereint, ist ihre dunkle, geheimnisvolle Wirkung. Purity Ring stellen in dieser Tradition keine Ausnahme dar. Das Duo, bestehend aus Megan James (Vocals) und Corin Roddick (Instrumentals) verbindet lieblich vorgetragenen Gesang mit schleppenden Beats, die vielen Mixtapes aus dem HipHop gut zu Gesicht stünden. Erst wenn James singt, bröckeln die Fragezeichen über dem Kopf und es wird klar, womit wir es zu tun haben. Es ist ein bemerkenswerter Kontrast, der in sämtlichen Tracks eine ungeheure Faszination entfaltet. Roddick, der die Beats im Alleingang programmierte, baut auf ein Fundament, in dem die Drums nur schwer vorankommen und sich immer wieder im Gesang von Megan James verfangen. Ihre Stimme wirkt zunächst leicht fehl am Platz und irrt auf diesem gruseligen Friedhof umher. Sie singt Zeilen wie „Let us dream of fractured skulls. And holes drilled in eyelids“. Überhaupt sind eher die Lyrics das große Mysterium. Private Erlebnisse aus Notiz- und Tagebüchern, die für den Hörer so unkenntlich gestaltet werden, dass er sich seinen eigenen Reim darauf machen muss, bilden das inhaltliche Gerüst für die zwölf Songs der Platte.

Ohne eine Spoiler-Warnung auszurufen: Aber wer den dritten Track gehört hat, wird erahnen, in welche Richtung es bis zum Letzten geht. Es ist eine schöne Gewissheit, dass wir es mit einem Ohrwurm zu tun haben, ganz gleich, welcher Song als nächstes ansteht. Megan James schreibt fantastische Hooks, wie vor allem in „Amenamy“ zu hören ist. Es sollte verboten werden, diesen Refrain nur zweimal in dem Song vorkommen zu lassen. Aber für solche Fälle wurde ja die Repeat-Taste erfunden. Alle vier bislang bekannten Songs sind auf Shrines vertreten. Der Blog-Hit „Lofticries“, der mit heruntergepitchten Vocals beginnt und zur melancholischen Ballade wird, genauso wie „Ungirthed“, ihre anpeitschende erste Single aus dem vergangenen Jahr, sowie „Belispeak“ und „Obedear“, der atmosphärische Abräumer bei sämtlichen Live-Shows. Wenn man bedenkt, dass es diese Band vor eineinhalb Jahren noch gar nicht gegeben hat und sie jetzt ein Album wie dieses vorlegen, dürfen wir bei dem Tempo noch einiges erwarten. Große Empfehlung. Key Tracks: „ Obedear“, „Amenamy“, „Ungirthed“