Santigold

Master Of My Make-Believe

Warner VÖ: 11.05.

Wave-Pop-Rock-HipHop-Dub-Gospel-Electro: Die Dekonstruktionsorgie der Santi White geht in die zweite Runde.

Die 00er mussten in ihr neuntes Jahr gehen, bevor Santigold der größten musikalischen Errungenschaft des Jahrzehnts mit der Musik auf ihrem Debütalbum eine Überschrift gegeben hatte: Eklektizismus ohne Retrogehabe. Santogold, das Album, war im Frühjahr 2008 erschienen, ein Hybride aus Wave-Pop-Rock und HipHop-Dekons­truktionen unter dem Einfluss von Dub, Gospel und Elektro und entstanden mit den Produzenten der Stunde, Diplo und Switch. Wie das so ist mit großen Debütalben, sie hinterlassen die berechtigte Frage, was danach noch von dem Künstler kommen würde. Nicht nur beim Publikum. Santi White wurde von Selbstzweifeln geplagt und von einer Schreibblockade. Deshalb liegen vier Jahre zwischen dem Debüt und dem zweiten Album der Sängerin und Produzentin aus Philadelphia. Master Of My Make-Believe ist die weitere Ausarbeitung des Hyper-Pop-Entwurfs von Santigold, der bisher keine Nachahmer gefunden hat. Dieses Album zeigt scheinbar im Vorübergehen, auf welchem Stand die Popmusik heute sein könnte, wenn der Strukturkonservatismus in der Branche, der von einem dümmstmöglichen Publikum ausgeht, aufgebrochen werden würde. Die Zusammenarbeit mit einem guten Dutzend Produzenten und Gaststars, darunter John Hill, Diplo, Switch, Q-Tip, Boys Noize, David Sitek, Karen O und Nick Zinner, kann die Homogenität der Platte nicht beeinträchtigen. Master Of My Make-Believe ist ein Album-Album, eines wie aus einem Guss. Auffällig ist, dass Santigold dem tribalistisch-perkussiven Aspekt ihrer Musik („Fame“, „Look At These Hoes“, „Big Mouth“, „God From The Machine“) mehr Raum gibt als auf dem Debüt. Es ist eine Art Techno, den Santi White da durch die Hintertür afroamerikanischer Musiktraditionen auf das Publikum loslässt. Key Tracks: „Go!“, „God From The Machine“, „Look At These Hoes“