Einschlaflieder-Pop, den keine Opulenz klein, nein ... zu groß kriegen könnte. Bella Union/Coop/Universal

In den besten Fällen haben die Songs von Beach House die Qualität von Weisen, die Mütter ihren Kindern zum Einschlafen vorsingen. Weil gerade immer irgendwo auf dieser Welt jemand in den Schlaf gesungen werden muss, verklingen diese Lieder nimmermehr. Tatsächlich: Die bes­ten Stücke von Beach House erwecken den Eindruck, als würden sie endlos ihre Kreise drehen. Und sie klingen tatsächlich auch nach kleinen Schäfchen oder Äffchen und sonst einem Tierchen, das eifrig, aber mit Bedacht, auf weichen Pfoten Tonleitern hinunterklettert und wieder hinauf. Die in Arpeggios aneinandergereihten Noten kommen bei Beach House üblicherweise aus der alten, kleinen Orgel. Und die Slidegitarre seufzt dazu. Die Rhythmusmaschine macht zischel-zischel und klack-klack. So viel zum Klischee, zum Verharren in ihrem Sound und Stil, welches aus Alex Scally und Victoria Legrand die vielversprechendsten Talente in der Nachfolge von Mazzy Star (die es aber wieder gibt!) machte und ihnen darüber hinaus sogar ein gewisses Alleinstellungsmerkmal verlieh. Bloom zeigt allerdings deutlich, dass dieses Klischee, das man von Beach House hat, endgültig nicht mehr zu halten ist. Denn der von Hunderten hippen Platten bekannte Co-Produzent Chris Coady geht auf ihrem vierten Album ziemlich weit. Die Opulenz, die in der feierlichen, traumverhangenen Musik des Duos schon immer angelegt war, wird offen ausgekleidet. Bloom braust stellenweise richtig auf, shoegazet sogar. Doch nicht nur voller sollen Beach House klingen, auch abwechslungsreicher, farbenfroher. Es ist dies eine offenkundig produzierte, keine einfach nur aufgenommene Platte. Aber das alles ändert ja nun weder etwas an Victorias gütigem Mezzosopran, noch an den Einschlafliedermelodien. Lassen Sie sich bloß nichts erzählen: Das neue Beach-House-Album ist genauso schön wie jedes andere. Key Tracks: „Myth“, „The Hours“, „Other People“