Rock: Wo erstmals nur White drauf steht, ist tatsächlich so viel White drin wie noch nie – und das ist prima so.

Eine Orgel eröffnet Blunderbuss, das erste Solo-Album von Jack White. Aber es dauert nicht lang, gerade mal zwei Takte, bis sich zum kleinen Einstiegsscherz die unvermeidliche Gitarre gesellt. Noch ist sie zurückhaltend, aber das wird sich ändern, schnell ändern. Denn wo White drauf steht, ist so viel White drin wie noch nie: Er hat produziert, alle, diesmal wieder – im Gegensatz zum letzten Dead-Weather-Album – Songs geschrieben und, was man so hört, auch noch alle Instrumente selbst eingespielt. Und am allerliebsten – trotz eines immer wieder dazwischenfahrenden, aufgeweckten Boogie-Klaviers und einem satt stampfenden Schlagzeug – spielt White halt doch immer noch Gitarre. Mal ist sie akustisch wie auf der ersten Single „Love Interruption“ und im Titelsong, mal tritt sie sogar in den Hintergrund wie in „Hypocritical Kiss“, aber öfter wird sie elektrisch verstärkt und kräftig verzerrt und darf zeigen, was sie alles kann. „I’m Bo Diddley“, behauptet White in „I’m Shakin’“, imitiert dessen typisch synkopierten Beat und kopiert sich dann fröhlich durch die Geschichte, vergisst natürlich den Blues nicht, streift sogar Vaudeville. Schließlich landet er zum Abschluss beim klassischen Heavy Metal, dessen größte Klischees er mit „Take Me With You When You Go“, überschlagenden Stimmen und hektischem Riff ein zwiespältiges Denkmal setzt. Aber so großartig die Leistungsschau Blunderbuss grundsätzlich geworden ist: Jack White muss aufpassen, dass er demnächst nicht dauerhaft die Grenze zwischen Traditionsbewahrer und Karikatur seiner selbst überschreitet. Key Tracks: „Love Interruption“, „Freedom At 21“, „Hip (Eponymous) Poor Boy“