Kaffeetassen aus dem Schrank, Teekerzen anzünden: Der Herbst ist da. Hamburgs bester Singer/Songwriter reicht dazu sein neues Album.

Niels Frevert ist nicht der schnellste Songwriter der Welt. Nur drei Platten hat er seit 1997 veröffentlicht. Gut Ding braucht Weile. Geschichten wie die vom Eichhörnchen fütternden Witwer in „Schlangenlinien“ müssen erst einmal erlebt werden, bevor sie zu melancholisch-verhaltenen Song-Juwelen verarbeitet werden können. Auf Zettel auf dem Boden finden sich zehn solcher Juwelen im gleichen akustischen Gewand, das Frevert schon beim Vorgänger Du kannst mich an der Ecke rauslassen so gut zu Gesicht stand. Über die Jahre ist der ehemalige Nationalgalerie-Frontmann als Musiker gereift: Die Songs auf seinem neuen Album sind geschmackvoll instrumentiert, die Kompositionen stimmig. Textlich gibt sich Frevert weniger rätselhaft als bisher und greift nur selten völlig daneben („Spider-Man glaubt wir spinnen beide / Doch unser roter Faden hängt an ’nem seidenen“). Wer ein Liebesgeständnis mit den Worten „Ich würd’ dir helfen, eine Leiche zu verscharren, wenn’s nicht meine ist“ vorbringen kann, macht sowieso irgendetwas richtig. Key Tracks: „Ich würde dir helfen …“, „Schlangenlinien“, „Blinken am Horizont“