James Blake, Alt-J und The Knife: Melt! Festival 2013 – Nachbericht und Bilder von Freitag
Wir waren beim Melt! Festival und haben Bilder von James Blake, Alt-J, The Knife und Euch mitgebracht. Den Nachbericht dazu könnt Ihr hier lesen.
Wir – der Schreiber dieser Zeilen und der Fotograf dieser Fotostrecke – sind spät dran. Während die Local Natives als erster feiner Act des Melt! Festivals auf der Mainstage stehen und ihren lieblichen Harmoniegesangs-Schmelz von der Bühne wehen lassen, eiern wir noch durch die Sachsen-Anhalt’sche Prärie und hoffen, dass wir es zumindest bis zum Auftritt von Daughter um 18:30 Uhr schaffen. Schaffen wir! Zwar nicht ganz pünktlich, aber egal: Wir sind jetzt da, wo wir hinwollten; Daughter spielen ein ganz vorzügliches Set, beziehungsweise spielen halt ihr vorzügliches Debütalbum in veränderter Reihenfolge, und durchs abendsonnenbeschienene Publikum schwappt eine Welle der Euphorie nach der nächsten. Seifenblasen wabern um uns herum, Konfetti regnet auf uns herab (die einzige Form von Regen an diesem Abend), und kurz wird man sich gewahr, dass das doch eigentlich eine zutiefst dunkle und melancholische Indiefolk-Musik ist, die da gerade erklingt. Funktioniert aber trotz Technikproblemen alles ganz wunderbar, da die Gitarren kristallklar funkeln, die Musik sich immer wieder zu herrlichen Crescendos aufschwingt und Elena Tonra einfach eine angenehm unprätentiöse, sympathische Sängerin ist. Viel Tanz, viel Grins, viel Freude also.
Aber huch, schon wieder vorbei? Nach kurzem Grübeln dann ein Umzug zur – von Modeselektor kuratierten – Melt!Selektor Stage, wo die New Yorker Band Sinkane aufspielen soll, im Moment aber noch zwei kräftig herumbouncende junge Damen mit dem Namen „Sick Girls“ das Publikum sehr erfolgreich bespaßen. Ein lauschiger Ort ist diese Melt!Selektor Stage. Zwar steht man in einer leichten Schräglage, dafür tanzt man im ausgelegten Sand und kann bei Bedarf direkt in den Baggersee hüpfen, oder, auch eine Idee, direkt vom Wasser aus mittanzen. Dann also Sinkane, und die passen ganz vorzüglich auf diese Bühne: afrikanische Rhythmusfolgen, kombiniert mit so einem blubberndem Keyboard-Soundgewand, flowigem Gesang und einem Viech von Schlagzeuger. Und jetzt? Erst mal rumschauen. Die auf den Alben so sphärisch-verhuschten Blue Hawaii kommen auf der Gemini Stage überraschenderweise ganz schön flott und energetisch daher. Interessant, aber für 20:30 Uhr vielleicht sogar etwas zu flott.
Noch mal zurück Mainstage, wo Austra-Sängerin Katie Stelmanis gerade Servus sagt, und mit etwas müdem Applaus verabschiedet wird. Offenbar nix verpasst, dafür aber selber gerade etwas müde und hungrig. Also: Pommes mit Majo und ein Bier. Schon viel besser, besonders da die Shields aus Leeds im Intro-Zelt wirklich einen sehr erfrischenden Auftritt hinlegen. Indie-Tanzmusik á la Franz Ferdinand und so. Dann: klar, James Blake; denken sich andere auch, denn es ballt sich eine ganz schöne Menge zusammen vor der Hauptbühne. Sehr schön, wie diese Musik zwischen Ganzkörper-Bassmassage, scharfen rhythmischen Akzentuierungen und Blakes herzerweichend souligem Gesang changiert. Das lässt emotionalisierte Männer auf die Rücken anderer Männer steigen – und animiert einen Zuhörer sogar zu Crowdsurfing. James Blake? Crowdsurfing? Mmh, na ja, muss ja jeder selber wissen, worauf er Lust hat. Bei „Limit To Your Love“ haben wir, also wir paar Tausend, uns dann alle sehr lieb. Besonders die schwer vor-sich-hin-kauende Fraktion mit den silbrig leuchtenden Augen vor uns scheint geradezu überzuquellen vor Glück – There’s No Limit To Our Love, James!
Jetzt aber auf zur kollektiven Völkerwanderung zu den Südlondoner James Blake-Spezln Mount Kimbie, die ebenfalls die tolle Sandstrand-Badebühne bespielen. (Sorry, Alt-J!) Sehr voll wird´s dort, sehr lange dauert`s bis die beiden ihre Gerätschaften soweit präpariert haben, dass es los gehen kann. Das Warten lohnt sich aber: Während Dominic Maker vorwiegend die Geräte bearbeitet, greift Kai Campos immer wieder zur Gitarre, um wundervolle Drone-Sounds zu Beat und Bass herüberwehen zu lassen. Das ist: hypnotisch, entspannend, anregend und aufregend zugleich. Vor lauter Hypnose scheint man fast im Sand einzusinken; eins zu werden mit diesem weichen Etwas unter den Füßen. Als von der Big Wheel Stage einige muskelprotzende Bässe des Duos „Bicep“ in das Set hineinschallen, nickt Maker nur kurz, wie um zu sagen: „Keine Sorge, die übertönen wir schon wieder!“ Genickt, getan. Ganz großes Kino, dieser Auftritt.
Dann noch mal ins Intro-Zelt – King Krule gucken. Tja, gerade noch das hübsche „Out Getting Rips“ mitgenommen, bevor der King schon wieder „Auf Wiedersehn, Tschüss!“ sagt. Gut, dann eben noch ein wenig Choreographietanz-Gehopse von The Knife. Das ist zwar unterhaltsam, nervt aber bei aller liebevoller choreographischer Ausgestaltung irgendwann auch ein bisschen. „Silent Shout“ kann man ja auch beim Currywurst essen hören, und überhaupt scheint das sowieso ein sehr Playback-lastiger Auftritt zu sein. Abschließend: Trentemöller. Der hat eine ordentlich aufspielende Band dabei; präsentiert Altes wie Neues, schweineorgelt auf dem Keyboard, kling–klongt auf dem Xylophon, verwurstet The Cures „Lullaby“ mit seinem eigenen Song „Moan“, und kann überhaupt ziemlich viel, wenn man nur nicht so müde wäre… Also, Abfahrt zurück nach Berlin (nur zur Übernachtung) – morgen dann mehr Geschichten vom Melt!