Frei.Wild, Kraftklub und der ECHO: Bundesverband Musikindustrie rechtfertigt die Nominierung von Frei.Wild


Ein Sprecher des Bundesverband Musikindustrie hat nun erklärt, wie es zur ECHO-Nominierung von Frei.Wild kommen konnte. Entschärfen wird das die Debatte nicht.

Nach der ECHO-Nominierung der Band Frei.Wild und der darauf folgenden Distanzierung anderer nominierter Bands wie Kraftklub, Mia. und Die Ärzte vom Echo haben die Verantwortlichen des Musikpreis nun reagiert. Andreas Leisdon, Pressesprecher des Bundesverbands Musikindustrie, rechtfertigt die Nominierung von Frei.Wild in der Kategorie „Rock/Alternative National“ durch den Umsatzerfolg ihres aktuellen Albums FEINDE DEINER FEINDE sowie dadurch, dass Mitglieder der umstrittenen Band aus Südtirol deutsche Pässe besitzen.

„Wir sind uns der aktuellen heftigen Diskussionen und der emotionalen Reaktionen bewusst“, sagt Leisdon auf Anfrage des Bloggers Christian Kahle. „Wir haben den Fall lange und intensiv diskutiert, befinden uns aber in einem laufenden Bewertungsprozess, der sich an existierenden Regularien orientieren muss.“ Bewertungsgrundlage der Nominierungen sind die Platzierungen in den media control Charts, sagt Leisdon. „Die aktuellen und seit Jahren praktizierten Regularien des ECHO sehen keinerlei Ausschluss von Bands vor, die sich über Charts-Platzierungen qualifizieren können.“

Zu den inhaltlichen Vorwürfen äußert sich Leisdon wie folgt: „Da im Fall von Frei.Wild keine offensichtlichen Gründe für einen Ausschluss von den Charts vorliegen, zum Beispiel eine Indizierung durch die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien, findet auch die Qualifizierung entsprechend den ECHO-Regularien statt“, sagt der Pressesprecher des Bundesverbandes Musikindustrie. „Frei.Wild ist folglich in der Nominiertenliste des ECHO vertreten, weil sie im letzten Jahr eines der verkaufsstärksten Alben in der Kategorie Rock/Alternative National veröffentlicht haben.“ Das scheinbare Kuriosum, dass eine Band aus dem italienischen Südtirol überhaupt in dieser Kategorie nominiert ist, erklärt Leisdon ebenfalls faktisch: „Die Zuordnung in die Kategorie National ergibt sich dadurch, dass die hierfür erforderlichen Kriterien erfüllt sind – es liegen deutsche Pässe von Bandmitgliedern vor, es wird in Deutschland aufgenommen und in diesem Fall auch Deutsch gesungen.“

Am 5. März wurden die Nominierungen für den Musikpreis ECHO 2013 bekanntgegeben. Frei.Wild wurden neben Die Ärzte, Mia., Unheilig und Kraftklub in der Kategorie „Rock/Alternative National“ nominiert. Kraftklub kündigten daraufhin an, ihre Nominierung für den ECHO zurückziehen zu wollen. Auch Mia. reagierte auf Facebook: „Wir haben uns heute sehr, aber leider auch nur sehr kurz über unsere Echo-Nominierung gefreut, da unter den aktuell Nominierten mit Frei.Wild eine Band genannt wird, deren Weltbild wir zum Kotzen finden. Es mag nicht in unserer Hand liegen, welche Künstler für einen Echo nominiert werden, aber es liegt in unserer Hand, von unserer Nominierung dankend Abstand zu nehmen.“ Die Ärzte hielten sich auf ihrer Homepage knapper: „Beim ‚Wichtigsten Deutschen Musikpreis“ ist mal wieder eine politisch fragwürdige Band nominiert. Da uns der Echo sowieso nie interessiert hat und unsere politische Einstellung hinreichend bekannt sein sollte, liegt der Rest in den Händen der sicherlich weisen Juroren.“ Unheilig haben zu den bisherigen Reaktionen und ihren Umgang mit der Nominierung von Frei.Wild noch nicht Stellung bezogen.