Aus dem Archiv: Arcade Fires erste EP in der ME-Rezension


Schon 2005 wusste Rezensent Albert Koch, dass man die Kanadier nirgendwo einordnen könne.

Zehn Jahre vor REFLEKTOR: 2003 erschien die erste, selbstbetitelte EP von Arcade Fire, die 2005 neu aufgelegt wurde. Auf ihr zu hören gab es unter anderem eine frühe Version von „No Cars Go“, die sich später auf NEON BIBLE (2007) wiederfinden sollte. In der Besprechung aus dem August-Heft 2005 wusste Plattenmeister Koch bereits, dass man diese Kanadier nirgendwo einordnen könne. Weiter unten findet Ihr übrigens ein rares Live-Video aus den Anfangstagen der Band.

ARCADE FIRE – ARCADE FIRE *****

Eines der ungelösten Rätsel der jüngeren Musikgeschichte hat mit sechs [plus] Musikern aus Montreal zu tun: Mal heißen sie Arcade Fire, mal The Arcade Fire wie zum Beispiel auf dem Rücken dieser EP, die sieben Tracks der Band aus dem Jahr 2003 enthält. Wir nennen sie trotzdem Arcade Fire ohne „The“ und behaupten, dass sie auch für andere Rätsel gut sind, bei deren Lösung der Besuch eines der ekstatischen Konzerte der Kanadier auch nicht unbedingt weiterhilft: Was ist das für Musik? Die Kritiker lobten viel und hoch, als im April des Jahres das Arcade-Fire-Debütalbum FUNERAL erschien, waren aber dennoch ratlos. Ist das nun Folk oder Punk oder Indie-Rock oder sind das Hippie-Gesänge mit Handclaps? Wahrscheinlich von allem ein bißchen, vor allem aber in der richtigen Dosis und mit der richtigen Dosis an unsentimentaler, pathosfreier Romantik. Wahrscheinlich macht das auch den „Erfolg“ von Arcade Fire aus – das nicht Kategorisierbare wird in einer genormten, formatierten Popwelt per se zur Qualität. Die sieben Songs von Arcade Fire sind orchestrale, hymnische, ekstatische, verschachtelte Kompositionen, die trotz ihrer Komplexheit den ein oder anderen Hit abwerfen („No Cars Go“, „Headlights Look Like Diamonds“). Und das ist die Stärke von Arcade Fire – aus Kopfzutaten Bauch- und Herzmusik zu machen.