Hurricane Festival 2015, der Samstag: Ekstase und Kontrollverlust


Marteria hinterlegt mit seinem Auftritt seine Bewerbung für weitere Headliner-Slots, Mø und Future Islands sorgen für die schönsten Tanzeinlagen des Tages.

Sonnenschein beim Hurricane! Das gleicht für viele Besucher einem Sechser im Lotto. Trotz des guten Wetters an Tag 2 des Hurricane Festival 2015 herrscht beim frühen Auftritt von Metz gähnende Leere. Das Trio aus Toronto, Kanada, scheint das aber nichts auszumachen und kämpft mit seinem Noise-Punk-Gemisch dagegen an. Ohrenbetäubend laut und unglaublich gut.

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Das Zelt der White Stage ist während des Gigs von prächtig gefüllt. Das Danish Dynamite spornt das Publikum mit ihren zuckenden Tanzbewegungen an es ihr gleichzutun. Die Songs ihres Debüts „No Mythologies To Follow“ kommen druckvoll aus den Boxen, doch erst beim Major-Lazer-Song „Lean On“ ergeben sich die Anwesenden der völligen Ekstase. Mø hat ihr Publikum unter Kontrolle und dirigiert es wie ein Orchester. Zum Schluss setzt die Dänin zum Crowdsurfing an und lässt sich minutenlang für ihr Set feiern.

Mädchenherzen schlagen schneller als George Ezra die Green Stage betritt. Einer Frau hat es der junge Brite anscheinend besonders angetan: Im weißen Kleid samt Schleier und Blumenstrauß hält sie ein Schild mit der Aufschrift „Marry me, George“ hoch. Ezra nimmt es mit einem Lächeln zur Kenntnis. Er wirkt überraschend locker und dankbar während seines Sets, das gespickt ist mit Hits wie „Budapest“ und „Blame It On Me“.

Im Zelt der White Stage wird eines erkennbar: Chet Faker ist ein Poser. Wie er seine Arme in die Luft reißt, nachdem er eine Taste seines Sequenzers anschlägt, ist weit entfernt von gut und böse. Auch das Publikum, das sich zum Konzert des Neo-Soul-Australiers versammelt hat scheint nicht in die sonstigen Raster der Festivalbesucher zu passen. Zu viele aufgetakelte Frauen mit Handtäschchen und Absatzschuhen, zu viele Electro-Heads, die denken, nur weil es Bassmusik ist, müssen sie dazu tanzen wie zu Dubstep. Das Set ist solide, aber völlig unpassend für die Uhrzeit – draußen scheint die Sonne und diese Musik benötigt die Dunkelheit.

Auf der kleinsten Open-Air-Bühne, der Red Stage, spielen sich Future Islands in die Herzen aller Anwesender. Der Band aus Baltimore gelingt es, das ihr 80’s-infizierter Outsider-Pop zu keiner Zeit cheesy klingt. Ein Schuss Post-Punk zu den Talk-Talk-Versatzstücken und die bittersüße Prise Melancholie machen Future Islands‘ Auftritt zu einem grandiosen Erlebnis. Sänger Sam Herring fuhrwerkt wie ein Derwisch auf der Bühne herum und wirkt dabei so herrlich theatralisch. Ein Konzert wie im Rausch.

Marteria ist ein würdiger Headliner beim Hurricane 2015

Was wurde nicht diskutiert, nachdem bekannt wurde, dass Marteria den letzten Headliner-Slot beim Hurricane 2015 besetze. Als Notlösung wurde er von Besuchern deklariert, er habe doch bei Weitem nicht die Strahlkraft die ein Headliner haben sollte. Doch Marten Laciny straft allen Zweiflern und Nörglern Lügen und reißt die Green Stage komplett ab. Bereits während der ersten halben Stunde des Konzertes verballert er Hits wie „OMG!“, „Marteria Girl“ und „Endboss“. Doch Mars‘ Magazin ist noch lange nicht verschossen. „Kids“, „Bengalische Tiger“, „Lila Wolken“ – Hit auf Hit liefert der Rostocker ab. Das Gelände ist zum Bersten voll und keiner der Anwesenden zweifelt in diesen Minuten daran, dass Marteria ein grandioser Headliner ist.

Wo Marteria ist, darf Marsimoto natürlich fehlen. Der grüne Marsianer beehrt das Hurricane für einen fünf Lieder währenden Kurzauftritt, bevor Marteria das letzte Drittel seines Sets mit „Verstrahlt“ und „Welt der Wunder“ beschließt. Bei der Zugabe „Die letzten 20 Sekunden“, die eher „Die letzten 20 Minuten“ heißen sollte, explodiert die Stimmung endgültig. Marteria, seine Crew und das Publikum reißen sich die Klamotten vom Leib und wirbeln den Staub des Eichenrings auf. Völlig erschöpft lässt es sich am Besten schlafen. Das weiß anscheinend auch Marteria.

Und hier die Fotos vom Freitag, mit Placebo, The Gaslight Anthem, Frittenbude und den Fans: