Die Onlinepräsenz der Stars: Willkommen in der Fabelwelt


Facebook, Twitter, Instagram: Viele Promis nutzen diese Netzwerke und sind im Nachhinein empört über die Geister, die sie damit riefen. Ein Kommentar.

Wenn die Evakuierung zum Online-Happening wird

Höhepunkt dieser Entwicklung war das diesjährige Finale des Casting-Formats „Germany’s Next Topmodel“. Während Millionen Zuschauer zuhause sich den Kopf darüber zerbrachen, warum die Werbung diesmal auch für Pro7-Verhältnisse unglaublich lange dauert und auf einmal der Oscar-prämierte Film „The Blind Side“ anläuft, wussten Nutzer der Chat-App „Snapchat“ längst Bescheid. Eine ehemalige Gewinnerin von „GNTM“ hatte nämlich nichts besseres zu tun als bei der wegen einer Bombendrohung einberaumten Evakuierung der Mannheimer SAP-Arena sich ihr iPhone vor die Nase zu halten und in platt aufgesetzter Todesangst ihre Follower durch die stattfindende Räumung zu führen. Noch einmal zum Mitschreiben: Bombendrohung. Halle mit 12.000 Besuchern wird geräumt. Z-Promi hat nichts besseres zu tun als Handy aus der Handtasche zu kramen und alles aufzunehmen und mit Kommentaren wie „Oh mein Gott, ich hab‘ ja echt Angst, das ist ja echt keine Übung, das ist Ernst!“ zu moderieren. Dass sich im Nachhinein die wenigsten darüber echauffiert haben, sondern dankend auf die Video-Schnipsel geworfen haben wie ein Großtier auf Frischfleisch zeugt von der Sensationsgeilheit unserer Gesellschaft.

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Es interessiert eben mehr, auf welcher Party welcher C-Promi war und wie der Star nach dem Friseurbesuch aussieht als seine Meinung zur politischen Lage. Schreibt mal jemand seine Meinung nieder, darf er vor allem mit Hasstiraden aus allen Ecken rechnen, die nicht selten mit „Ich mag dich und deine Musik zwar, aber…!“ beginnen. Social-Media-Profile sind eine realitätsferne Kunstwelt, da möchte man doch nicht mit so hochtrabenden Themen wie Politik belästigt werden. Liebstes Social-Media-Kommentar unter einem Post eines deutschen Rappers, nachdem er sich gewzungen sah zur Nutzung seiner Musik bei PEGIDA-Märschen Stellung zu nehmen: „Was fällt dir eigentlich ein?! Misch dich nicht in solche Angelegenheiten ein. Poste lieber dein Essen!“ Entweder eine sehr pointierte Beobachtung des Zeitgeists oder ein Armutszeugnis.