Die besten Serien der 2000er
Unsere Redakteure haben die besten Serien des vergangenen Jahrzehnts gewählt. Büroalltag, Terrorismus, Medizin, Morde und Drogen: Hier sind die besten Shows der 2000er
8. Kommissarin Lund
Dänemark, 2002-2012, mit Sofie Gråbøl, Søren Malling, Lars Mikkelsen
Manchmal ist ihr Strickpulli das Einzige, was Sarah Lund ein bisschen Wärme spendet in einer Welt, in der die Zeit dahinschleicht wie in einem nicht enden wollenden Albtraum. Sie will zu ihrem Partner von Kopenhagen nach Stockholm ziehen, doch dann übernimmt sie den Fall einer Schülerin, die vergewaltigt und ermordet wurde. Als gute Kriminologin fühlt sie sich von dem Verbrechen ebenso abgestoßen wie angezogen. Am Telefon verspricht sie ihrem Freund, bald nachzukommen. Man weiß, dass das nie geschehen wird. Dann verliert sie auch noch den Kontakt zu ihrem Sohn. Umso akribischer stürzt sie sich in die Ermittlungen, die in der ersten Staffel über zehn epische Folgen immer erschreckendere Details, immer neue Verstrickungen ans Licht bringen.
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Das Prinzip, nach dem jede und jeder verdächtig ist, wurde selten konsequenter durchexerziert. Falsche Fährten werden gelegt. Es wird verhaftet, vernommen und wieder freigelassen. Und wie in den besten skandinavischen Serien entsteht neben dem vordergründig aus klassischen Genre-Elementen bestehenden Crime-Drama das Porträt einer Gesellschaft, hinter deren schicken Fassade eine moralische Fäulnis wuchert, die längst ein Eigenleben führt. Vom Vater des Opfers (Bjarne Henriksen) bis zum Spitzenkandidaten für das Amt des Oberbürgermeisters (Lars Mikkelsen) scheinen alle etwas verschleiern zu wollen, mindestens eine Mitschuld zu haben. Über jedem Bild liegt ein unheilschwangeres Dräuen, eine nächtliche Finsternis, von der beinahe sämtliche europäische Thriller-Serien der letzten Jahre leben – ob „Die Brücke“, „Broadchurch“ oder „The Fall – Tod in Belfast“.
Der Cast von „Kommissarin Lund“ ist bis in die kleinsten Nebenrollen derart brillant, dass man glaubt, die Bevölkerung des kleinen Landes Dänemark müsse zur Hälfte aus Schauspielern bestehen – und alle sind Naturtalente.
7. 24
USA, 2001-2010, mit Kiefer Sutherland , Mary Lynn Rajskub, Elisha Cuthbert
Natürlich war es nicht so geplant. „24“ lief keine zwei Monate nach dem 11. September 2001 an. Während die Welt versuchte, mit den neuen Verhältnissen klarzukommen, versuchte in „24“ der Agent Jack Bauer (Kiefer Sutherland), die Welt zu retten – in Echtzeit. Das war das große Ding bei dieser Serie, die „Echtzeit“: 24 Stunden in 24 hochdramatischen Episoden, bei denen ständig die Uhr tickte – ein einziger Wettlauf gegen den Untergang. Ein Tag reichte, um ein paar große Themen zu behandeln: Wie lässt sich Terrorismus bekämpfen? Darf ein Mensch gefoltert werden, um viele Menschen zu retten? Wo hört Patriotismus auf, wo fängt Affenliebe an? Jack verzweifelte in den 192 Folgen der acht Staffeln (und den sechs Folgen der Miniserie „Live Another Day“ von 2014) immer wieder an Verrätern und Verlusten, aber niemals kam es ihm in den Sinn, seinem Präsidenten (einem schwarzen übrigens, sieben Jahre vor Barack Obama) nicht mehr zu dienen. Einen amerikanischeren Helden als ihn gibt es nicht, einen traurigeren auch nicht. Sein selbstloser Einsatz wurde ihm nur selten gedankt.
Kaum eine Serie warf in diesem Jahrzehnt so viele Fragen auf und gab so wenige befriedigende Antworten wie „24“. Der andere Mann, der die fernsehschauende Menschheit in den 2000er-Jahren so verunsicherte, hatte zunächst auch mit einer Agenten-Serie auf sich aufmerksam gemacht: In „Alias“ kämpfte die Agentin Sydney Bristow (Jennifer Garner) mit vollem Körpereinsatz an verschiedenen Fronten gegen das Böse, aber auch für ihren Seelenfrieden. Zum Schluss gab es viel mystischen Quatsch, doch das große Talent von J. J. Abrams war hier schon deutlich zu sehen: Der Mann kann Welten erschaffen und Figuren erfinden, deren Schmerz einen noch lange verfolgt. Sein nächstes Projekt, die Überlebenssaga „Lost“, verwirrte uns über sechs Jahre mit Zeitsprüngen, Perspek- tivwechseln, Verschwörungstheorien und Eisbären auf einer tropischen Insel. Wer „Lost“ und „24“ gesehen hatte, den konnte so schnell nichts mehr schocken – bis „Homeland“ kam.
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