Leonard Cohen :: Old Ideas
Songwriter: Niemand murrt so schön wie Leonard Cohen.
Wer’s noch nicht wusste, dem ruft er es gleich zu Beginn ins Gedächtnis. Leonard Cohen hat, findet Leonard Cohen, einen Status erreicht, der Leonard Cohen zwingt, von Leonard Cohen in der dritten Person zu sprechen. „I love to talk to Leonard, he’s a sportsman and a shepherd“, spricht Leonard Cohen, „he’s a lazy bastard living in his suit“. Die Ironie kommt allerdings ausgesprochen zynisch daher, nicht nur, weil sich Cohens Bariton auf Old Ideas, seinem zwölften Studioalbum, dem ersten seit mehr als sieben Jahren, endgültig in eine bitterbös brummende Märchenonkelstimme verwandelt hat. Mit dieser Stimme singt Cohen eher selten, aber er spricht, erzählt, predigt viel von Heilung, seelischer wie körperlicher, von Frauen, die Liebe bringen, und der Liebe, die keine Erlösung mehr verspricht. Auch vom lieben Gott berichtet der Buddhist Cohen, und vom Zweifel, die auch der nicht zerstreuen kann. Es sind Cohens alte, ewige Themen, und endlos alt scheint auch seine Stimme. Niemand murrt so schön wie Cohen, aber man weiß nicht, ob diese Stimme es genießt, wie das eigene Klischee zu klingen, oder ob sie eher versehentlich zur eigenen Karikatur gerät. „I’ve got no future, I know my days are few“, mosert er dann noch, aber man muss ihm ja nicht alles glauben. Auf seinem nächsten Album, in sieben, acht oder vielleicht auch erst neun Jahren, Leonard Cohen ist dann Mitte Achtzig, da wird er dann wohl über Leonard Cohen im Pluralis Majestatis knarzen.
Key Tracks: „The Darkness“, „Come Healing“, „Amen“
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