Julian Casablancas – Phrazes For The Young :: Scheitern mit Stil

Erwähnten wir jemals, dass die Bedeutung des Strokes-Debütalbums seine Qualität bei weitem übersteigt? Freilich, als IS THIS IT im August 2001 veröffentlicht wurde, sollte für den Rest des Jahrzehnts nichts mehr so sein, wie es war im Rock. Initialzündung für den zeitgenössischen Indierock, ohne Strokes keine Libertines, blablabla. Das kennen wir ja, aber „wichtig“ ist nicht immer gut und schon gar nicht phänomenal, ein Adjektiv, mit dem die Geschichtschreibung IS THIS IT immer wieder gerne belegt.

Vor diesem Hintergrund und mit dem Wissen um die qualitativ sehr schwankenden Soloarbeiten von Albert Hammond Jr., Nikolai Fraiture (Nickel Eye) und Fabrizio Moretti (Little Joy) in der Zeit seit dem dritten Strokes-Album FIRST IMPRESSIONS OF EARTH ist auch das Solodebüt von Sänger Julian Casablancas zu sehen. Ganz unwissenschaftlich gesprochen: spätestens nach drei Liedern gehen diese gelangweilte Stimme, dieses Auf-und-ab-Gejodel der immer gleichen Melodie, diese Unfähigkeit, einmal einen anderen Song zu machen, gehörig auf den Sack.

Auf der sonischen Seite ist dieses Album unangreifbar. Da passt alles. Da werden gebremste Strokes-Lieder in überperfektem Sounddesign umarrangiert – mit auf- und abschwellenden Keyboards und Vintage-Synthesizcrn, kleinen, liebevollen Details (hier ein Banjo, da eine akustische Gitarre). Die daraus entstehende Soundmauer lässt in keiner Ritze mehr Platz. Nicht einmal für Songs. So gesehen bleibt Casablancas der Albert Koch Strokes-Tradition treu: mehr Fassade als Architektur, mehr „Style“ als Inhalt. Aber: super Albumcover.

www.juliancasablancas.com

Artverwandtes: The Strokes – Room On Fire (2003)