Porcupine Tree – In Absentia
Gewiss, ein Bandname wie Porcupine Tree wirkt zunächst abschreckend, klingt er doch nach gekünsteltem Surrealismus aus der Oberstufe. Glaubt man den Biografen, dann hatten Bandgründer Steven Wilson und seine Kumpels jedoch die Spinal-Tap-Variante eines „legendären“ Progrock-Acts im Hinterkopf, als sie den Stachelschweinbaum pflanzten, was zwar ein wenig albern, aber dennoch gutartig erscheint. Doch die Missverständnisse gehen weiter: Hört man das Initialriff des Openers „Blackest Eyes, erwartet man in den nächsten Sekunden einen Nu Metal-Shouter, der derart zornig los bellt, dass es aus seinen Hals-Tattoos die Farbpigmente heraustreibt. Doch dann die Überraschung: akustische Gitarren, verhallter Gesang, britische Folk-Melancholie, gepaart mit psychedelischer Verschrobenheit. Das erinnert an Jethro Tüll und Pink Floyd, als sie noch richtig gut waren, ist aber keine Retro-Veranstaltung, das erinnert in manchen Momenten an Radiohead. ist aber keine Kopie. Porcupine Tree sind hoch melodisch ohne anbiedernd zu sein, und kunstfertig, ohne selbstverliebt zu wirken. Zudem beherrschen Wilson und seine Kollegen die hohe Kunst der Dynamik und Auflösung: Da folgen ungeraden Beats und unkonventionellen Melodien umso versöhnlichere Harmonien, da wird ganz unprätentiös mit Gegensätzen gespielt und Spannung erzeugt. Schade nur, dass IN ABSENTIA in der zweiten Hälfte ein wenig nachlässt, nicht zuletzt das allzu prog-rockige Instrumentalstück „Wedding Nails“ stört den Flow. Aber dennoch: Bei all den gebotenen Qualitäten muss man sich fragen, warum Porcupine Tree vor immerhin elf Jahren in London gegründet – noch immer ein Dasein als Nischenprodukt fristen. Vielleicht liegt’s ja doch am Bandnamen.
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