Alexis Korner – Juvenile delinquent
Wenn ein Großer stirbt, gibt es fast automatisch posthume Veröffentlichungen vorher unbekannten Materials – teils zu Zeiten aufgenommen, als dieser noch gar nicht bekannt war, teils vom Künstler zu Lebzeiten als minderwertig verworfen: kommerzielle Leichenfledderei. Klassische Beispiele sind Jimi Hendrix, Jim Morrison, Janis Joplin.
Nicht so hier! Dank der hervorragenden Edition der Plattenfirma bietet die vorliegende Mini-LP nur die sechs letzten eingespielten Songs des Mentors der englischen R’n’B-Szene, aufgenommen im Oktober und November 1983, zwei Monate vor seinem Tod.
Eindringlich der Titel „Beirut“, musikalisch zeitlos und textlich mindestens so lange aktuell, bis die Schlächtereien in den „Krisenherden“ der Welt nicht aufhören. „Mean Fool“ ist ein gebrummelter Talking-Blues, eingängig und mit Seele, ähnlich wie „The Sphinx“, beide mit exzellenten Backgroundchören.
„Get Off My Cloud“ und „King B.B.“ sind Widmungen an berühmtere Schüler und Vorbilder, „Juvenile Delinquent“ ist ein Blues von der Art, wie er von allen seinen Nachahmern übernommen wurde: klar, hart, kompromißlos.
Apropos Schüler: Einen guten Überblick gibt das mit Liebe zum Detail gestaltete Innen-Cover von Pete Frame, dem Verfasser der „Rock Family Trees“.
„Blues is a matter ol feeling not of colour“ war die Message von Alexis Korner. Vielen von uns öffnete er die Sinne für diese Musik, wenn auch oft erst über die Interpretationen seiner Nachfolger.
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